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Frühlingskonzert 2023: „Viva la vida“

„Fünfmal war der Frühling vergeblich gekommen“, heißt es in einem Gedicht Rudolf Hagelstanges aus der Nachkriegszeit, das die Trauer um die verlorenen Jahre dieser Zeit widerspiegelt. An verlorene Jahre seit 2019 erinnert Kreissprecherin Sylvia Weinert in ihrer Eröffnungsrede zum Frühlingskonzert 2023. Vergeblich hatte sie Jahr für Jahr darauf gewartet, dass die jungen Musiker des Landkreises wieder zusammenkommen, um ihr Talent zu zeigen. Da es heute endlich wieder soweit ist, bekennt die routinierte Organisatorin, dass sie nun nervöser ist als bei all ihren Konzerten zuvor seit 2003.

Die Pandemie war gerade für die Kreissprecherin von Anfang an ein fieser Begleiter, musste sie doch Tag für Tag der Öffentlichkeit die jeweils neuen Infektionszahlen und Inzidenzen melden, die mitunter zu entsprechenden Maßnahmen und Einschränkungen des Lebens führten. 

Gut, dass all dies nun ein Ende hat und die jungen Talente wieder vor Publikum auftreten können - ganz ohne FFP-2-Masken.

Landrätin Nicole Rathgeber findet als Ehrengast auch in dieser Situation wieder einmal die treffenden Worte: Sie zitiert dazu Victor Hugos Bonmot 

„Die Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“

Unbekümmert und mit fröhlichem Selbstbewusstsein treten unter vielen anderen Gruppen die Kinder der Eschweger Geschwister-Scholl-Grundschule auf. Sie singen ihre Schulhymne  („Wir lernen mit Spaß und wir geben voll Gas“) und beglücken anschließend Freunde der Literatur damit, dass sie die Ur-Fassung von Schillers Ode „An die Freude“ - instrumentell begleitet - auswendig zelebrieren, mit allen neun Strophen, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu verhaspeln. Was soll aus solchen Kinder bloß noch einmal werden?

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Der Weg nach Reichensachsen hat sich damit schon gelohnt.

Nach der Pause treten wie immer die „Großen“ auf. Traditionell sind die jungen Künstler der Rhenanus-Schule erst zum Schluss an der Reihe, erneut mit einem besonders starken Aufgebot. Anders als noch vor vier Jahren aber brauchen sie heute nicht vor fast leeren Rängen zu spielen, sondern vor der immer noch recht gut gefüllten Kulisse des Bürgerhauses.

Dementsprechend bittet Moderator Kostas Panou dankenswerterweise um Ruhe, wenn Inga Löser und das Schulorchester vier Stücke des Komponisten Daniel Hellbach (geb. 1958) intonieren, von denen eines bezeichnenderweise den Titel „Nonchalance“ trägt. In Hellbachs Musik verschmelzen Pop, Jazz und Klassik zu einer Einheit. Dem Schweizer Musikpädagogen ist es wichtig, dass in seinen Werken „Schwierigkeiten in lustvoll spielerischer Verpackung fast unbemerkt überwunden“ werden. So wird es auch heute Abend: Dem Orchester ist die Freude über den gelungenen Auftritt anzusehen.

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Charlotte Diekmann präsentiert mit dem zehnköpfigen Schulchor den Coldplay-Song „Viva la vida“. Dessen Botschaft „Es lebe das Leben“ passt gewiss auch zu der des zweiten Titels „Another love“ von Tom Odell, dessen Lied zu einer Hymne der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine geworden ist: „All my tears have been used up for another love“.

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Die jungen Sängerinnen genießen es offenbar, sich selbst und ihr Können auf Englisch zu präsentieren. Wie man hört, soll das eine oder andere Chormitglied sogar schon in dieser Sprache träumen.

Das Finale läutet die Rhenanus-Schulband „The Clefs“ mit dem Hard-Rock-Titel „Brutal“ von Olivia Rodrigo ein. Er behandelt die Zerrissenheit und die Turbulenzen im Leben eines Teenagers in nicht durchweg jugendfreien Versen:

And I'm so sick of 17
Where's my fucking teenage dream?
If someone tells me one more time
"Enjoy your youth“, I'm gonna cry

Noch ein wenig expliziter geht es im zweiten Titel zu, den Cora-Lee Paschke und Helena Dingert (heute passenderweise ganz im Black-Metal-Outfit) performen: „Everybody talks“ von Neon Trees.

It started with a whisper
And that was when I kissed her
And then she made my lips hurt
I could hear the chit chat
Take me to your love shack

Und wenn Cora-Lee und Helena warnen, der nächste und letzte Titel „Blow“ könne „ein wenig laut“ werden, müssen sie selbst über ihr eigenes Understatement lachen. 

Wie das Publikum aber kann auch die junge Landrätin ihre Begeisterung über diesen Auftritt nicht verbergen. Sie schnappt sich ein Mikrofon und ruft der Band mit Blick auf eine prominente Zuschauerin in einer der vorderen Reihen zu:

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„Wenn Ihr neulich bei der Einführungsveranstaltung für Eure Schulleiterin schon so einen Sound gespielt hättet, dann hätte sie damals schon gewusst, was auf sie zukommt.“

In nahezu unveränderter Formation spielen die „Clefs“ (Paul Hilbert, Mattis Kämmer, Louis Siebold samt Bandleader Christian Wiechert und den beiden Vokalistinnen) nun schon seit sieben Jahren zusammen: Aus den Sechst- und Siebtklässlern mit ihrem entzückenden Stofftier-Maskottchen auf dem Keyboard wurden junge Erwachsene in der Qualifikations- und Abschlussphase.

Aber keine Sorge: Die Band wird auch nach Helenas bevorstehendem Abitur beisammen bleiben und will beim nächsten Frühlingskonzert den Saal wieder vibrieren lassen.

Hoffen wir, dass es bis dahin keine „brutalen“ vier Jahre dauert und dass der Frühling nicht noch einmal vergeblich kommt.

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